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Krankheiten und Abwehrmechanismen

Bienenvölker verfügen über verschiedene Abwehrmechanismen gegenüber Krankheitserregern, die wie Barrieren wirken. Treffen mehrere ungünstige Faktoren zusammen und durchbrechen die Erreger diese Barriere, kann ein Bienenvolk ernsthaft erkranken. Krankheitserreger bevölkern jedes Bienenvolk. Diese Erreger führen aber nur dann zum Schaden, wenn die Bedingungen ungünstig sind und sie das Gleichgewicht stören.

Gesunde Bienenbrut
Gesunde Bienenbrut

Folgende Faktoren sind für den Gesundheitszustand von Bienenvölkern bedeutend:

  • Volksstärke und Volkszusammensetzung
  • Erreger (Infektionsdruck, Virulenz)
  • Genetik und natürliche Abwehrmechanismen
  • Klima und Beuteklima
  • Tracht, Nahrung, Landwirtschaft
  • Durch den Imker verursacht:
    • Standortwahl
    • Hygiene
    • Betriebsweise
    • Varroabekämpfung
    • Zucht
    • Störungen
  • Unbekanntes

Bedingungen für Mikroorganismen
Im Brutbereich eines Bienenvolkes herrscht eine hohe relative Luftfeuchtigkeit und konstante Temperatur. Die Mikroorganismen sind optimal auf dieses Stockklima angepasst und ihr Stoffwechsel, Übertragung und die Vermehrung sind auf die Lebensform der Bienen abgestimmt. Das dichte Zusammenleben und der Nahrungsaustausch begünstigt die Übertragung von Mikroorganismen. Die Ausbreitung wird durch Räuberei, Verflug und Sammeltätigkeit der Bienen gefördert.

Wirt-Parasit Koevolution
Koevolution bezeichnet die gemeinsame stammesgeschichtliche Entwicklung zweier Arten. Viele Krankheitserreger und Bienen konnten sich im Laufe der Evolution aneinander anpassen (Koevolution). Durch das Zusammenbringen von geografisch getrennten Arten durch den Menschen sind die stetigen Anpassungen nicht mehr überall gewährleistet. In der Bienenhaltung dient dazu das Beispiel der Varroamilbe, welche um 1950 (In der Schweiz seit 1984) durch Bienenimporte auf die Europäische Honigbiene (Apis mellifera) übergesprungen sind.
Bis heute konnte sich kein Gleichgewicht zwischen Wirt und Parasit einstellen, was die Imker dazu zwingt, ein Behandlungskonzept zur Bekämpfung der Varroamilbe einzusetzen. Ohne dieses Behandlungskonzept sterben die Bienenvölker innerhalb weniger Jahre. Ausgewogen ist hingegen die Wirt-Parasit-Beziehung zwischen dem ursprünglichen Wirt, der Asiatischen Honigbiene (Apis cerana) und der Varroamilbe.
Die Asiatische Honigbiene entfernt beispielsweise die Milben aus der Arbeiterinnenbrut und die Varroastämme sind gebietsweise weniger virulent als bei uns.

Physiologische und anatomische Barrieren bei Bienen, die vor Krankheitserregern schützen:

  • Physiologische Barriere - Immunsystem. Produktion antimikrobieller Peptide, welche die Haut (Membranen) von Pilzen, Bakterien und anderen Pathogenen zerstören.
  • Anatomische Barriere - Cuticula. Die Cuticula ist das Aussenskelett der Biene und überzieht ihren ganzen Leib, einschliesslich Facettenaugen. Sie kleidet auch Hohlräume aus, so etwa Vorder- und Enddarm sowie Tracheen.
  • Soziale Immunität - Verhaltensformen und Prozesse:
    • Wächterbienen schützen den Bienenstock vor Eindringlingen. Fremde, vergiftete oder kranke Bienen werden abgewehrt. Im Notfall mittels Giftstachel.
    • Antibiotische Substanzen hemmen das Wachstum von Mikroorganismen oder töten sie. Von Sammelbienen gesammeltes Propolis und das Mandibeldrüsensekret enthält Bakterizide und Fungizide. Es wird an die Brut verfüttert und dienst als Überzug der Brutzellwände.
    • Hygieneverhalten - Putzbienen. Putzbienen entfernen Fremdkörper, Gemüll, tote Bienen sowie beschädigte und tote Brut aus dem Bienenstock. Grössere Fremdkörper werden mit Propolis mumifiziert.
      Bienen koten normalerweise nicht im Stock und senken so das Risiko von potenziellen Pathogenen wie Nemosa.
    • Schwärmen. Krankheitserreger wie zum Beispiel Faulbrutsporen lässt der Schwarm im Muttervolk zurück. Im neu gegründeten Bienenstaat bauen die Bienen neue Waben, die frei von Erregern sind. Durch das Schwärmen kommt es auch zu einem Brutstopp, welcher die Vermehrung gewisser Krankheitserreger und/oder der Vorraomilbe unterbricht.
    • Bienenumsatz - Massenwechsel. In einem Bienenvolk schlüpfen und sterben fortlaufend Bienen. Dieser Vorgang wird als Bienenumsatz bezeichnet. Zwischen März und Oktober lösen sich in einem Volk etwa acht Generationen ab. Sterbende und kranke Bienen verlassen das Nest, um das Krankheitsrisiko für ihre Nestgenossen zu verringern.